Villa Asta – Symbol des Manierismus und der Bourgeoisie

Sie wurde von Palladios La Rotonda (heutige Villa Gabriella und elegante Residenz mit B&B-Services für Ehrengäste) inspiriert.

Im späten neunzehnten Jahrhundert erfährt die künstlerische Produktion mit der Verbreitung der industriellen Zivilisation in Europa radikale Veränderungen. Ziel ist es dabei, frühere klassische Modelle zu überwinden, der kreativen Freiheit Platz einzuräumen und sie den neuen Anforderungen, die durch den technologischen Fortschritt diktiert werden, anzupassen. Die Architekturen verändern sich, werden asymmetrischer und um architektonische Elemente wie Terrassen, Veranden, Glas- und Eisenvordächer, Türmchen mit Loggia und oftmals runden Zugangstreppen, die mit Eisen- oder Gusseisengeländer verziert werden, bereichert.

Die Insel Lido eignete sich am besten für eklektische Experimente am Anfang des Jahrhunderts. Nicolo Spada, ein wichtiger Unternehmer, wurde es schnell klar, dass dieses zwischen Mittelmeer, der Lagune und nur wenig entfernt von Venedig und dem Markusplatz liegende Gebiet zu einem idealen Urlaubsort werden würde.
Das Projekt eines riesengroßen Hotels wurde Giovanni Sardi anvertraut, der Anfang des 20. Jahrhunderts das Hotel Excelsior erbaute. Gleichzeitig entstanden das Hotel Hungaria und das Hotel Des Bains: bezauberndes und elegantes Gebäude, das erste mit Privatstrand und einem großen küh­len und duftenden Park.

Der qualitative Sprung war erfolgt: Der Lido wurde vom europäischen Adel, Vertretern der hohen Politik und Wirtschaft, Künstlern und internationalen Musikern gewählt, und die reiche Mittelschicht riss sich darum, in diesen mondänen Urlaubskreis einzutreten. Für den Bereich zwischen den oben genannten Hotels wurden Pläne ausgearbeitet und Architekten unterschiedlicher Herkunft versuchten es sich an den eklektischsten Bauten, die man sich nur vorstellen konnte.

Man bezog sich auf die Klassik und die Gotik, setzte byzantinische Elemente ein, um sich an die historischen Wurzeln zu klammern, allerdings wurden auch Innovationen eingeführt, die jenseits der Alpen in den Süden kamen und die Sprache der Wiener Sezession, des Jugendstils, des englischen und belgischen Liberty-Stils und des Art Déco in die lokalen Elementen einfließen ließen.

Hier, auf dieser Landzunge zwischen Meer und Lagune, die bald „Isola d’Oro“, goldene Insel, genannt wurde, entstand ein harmonisches, angenehmes und vor allem augenfälliges Ergebnis.

Unter den zahlreichen Villen und Hotels, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts gebaut wurden, würde ich gern über die Villa Asta, hier im Bild, sprechen. Sie wurde im Jahre 1928 vom Ing. Sicher erbaut und eindeutig von Villa Capra-Valmarana, La Rotonda von Andrea Palladio genannt, inspiriert.

Diese Villa wurde auf Geheiß von Olga Lustig Asta als saisonale Residenz in Auftrag gegeben und hierfür ein Ort mit besonderem Panorama ausgewählt: gegenüber dem Meer, an der Kreuzung zweier Straßen und nahe eines Platzes. Wegen der Größe und räumlichen Öffnung konnte das Gebäude mit drei Fassaden, die dank der Erhabenheit der ionischen Säulen, der Präsenz von Tympanons und Zugangstreppen hervorgehoben werden, um einen Zentralkörper herum gebaut werden. Rundherum befindet sich der Garten mit schönen Toren und Säulen, die von Hecken und abwechslungsreicher Vegetation umgeben sind.

Neben dem klassischen Gebäude finden wir weitere Elemente des Jugendstils, vor allem in den Innenbereichen, wie kunstvoll verzierte Balken, mit rotem Verona Marmorino bemalten Säulen, Rahmen, Stucke, Geländer und einer originalen Steinplatte mit Intarsien, die für mittelalterliche Wandteppiche typische Ritus- und Tiersymbole abbilden.

Eine Wendeltreppe führt zur achteckigen Glas- und Eisenlaterne mit einem ringförmigen Raum, wo man eine der schönsten Ausblicke auf den Lido genießen kann: vom offenen Meer auf die umliegenden Gärten, von der Lagune zum Markusbecken.

Frau Olga Asta war eine bekannte Spitzenklöpplerin und rief in den 30er Jahren eine intensive Herstellung von Spitzen- und Filethäkeleien ins Leben, dabei blieb man den Ausführungstechniken der antiken Tradition der Schule von Burano treu. Die Motive wurden allerdings dem zeitgenössischen Geschmack angepasst, was zu einem gewissen Bekanntheitsgrad und zum kommerziellem Erfolg führte.

Die wichtigsten gekrönten Häupter Europas gaben bei Olga Asta die gesamte Aussteuer in Auftrag und sie deckte jeden Bedarf mit raffinierten Arbeiten und gutem Geschmack. Ein Teil dieser Villa wurde von Hern Stefano Calandra mit gro­ßer Sorgfalt in ein charmantes Bed & Breakfast umgewandelt, mit Eigenschaften wie die modernste Funktionalität, Einfachheit und Eleganz.